Brotgeschichte

Brot ist das Ergebnis der handwerklichen Fähigkeiten des Menschen und dem segensreichen Wirken Gottes.

Brotgeschichte

Brot ist das Ergebnis der handwerklichen Fähigkeiten des Menschen und dem segensreichen Wirken Gottes.

Nach dem Rauswurf aus dem Paradies folgt das Brot.
Man braucht nur die ersten vier Seiten in der Bibel zu lesen, da taucht bereits zum erstmal das Wort „Brot“ auf: In den 3000 Jahre alten Texten des Alten Testaments wird berichtet, dass Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertreiben ließ und Adam dazu nötigte, sein Brot künftig „im Schweiße deines Angesichts“ zu essen (Genesis 3, 18-19). Das heißt nichts anderes, als dass die Zeit des Sammelns von leckeren Früchten vorbei war und der Mensch sich nun, nach seinem Fehltritt im Paradies, selbst um den Anbau seiner Nahrung kümmern musste.
„Unter Mühsal wirst du von ihm (dem Erdboden) essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen / und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. Im Schweiße deines Angesichts / wirst du dein Brot essen, / bis du zum Erdboden zurückkehrst; / denn von ihm bist du genommen, / Staub bist du / und zum Staub kehrst du zurück.“
Der Wert des Brotes
Während man Brot in unserer Zeit durch andere Lebensmittel ersetzen kann, gab es diese Möglichkeit im Altertum nicht. Neben Wasser war Brot das Grundnahrungsmittel der antiken Welt. Es war teilweise das einzig vorhandene Nahrungsmittel. Insofern kann man sich vorstellen wie unvorstellbar groß die Abhängigkeit der Menschen von guter Ernte und bezahlbaren Getreidepreisen war. Der Arbeitslohn wurde damals in Brot berechnet. Ein Denar entsprach einer Tagesration Brot.
Leider wurde Brot im römischen Reich zu politischen Zwecken missbraucht, indem der römische Kaiser nur diejenigen ernährte, die seine Macht anbeteten. In mancher Provinz war daher der Hunger groß.
Brot als Metapher für das Wichtigste im Leben
In diese Welt des Römischen Imperiums wird nun in Bethlehem ein Mensch namens Jesus geboren. Bereits der Name des Geburtsortes deutet schon an, um was es in seinem Leben gehen wird: Beth-Lehem bedeutet „Haus des Brotes“.
Einige Jahre später sagt Jesus von sich selbst, er sei „das Brot des Lebens.“ (Joh 6,35). Er selbst, sein Wort und seine Taten, seien so notwendig wie das elementare Grundnahrungsmittel Brot. Überlebenswichtig und wirksam wie Brot. Dieser Vergleich zieht sich durch das gesamte Neue Testament. Obwohl Jesus kein Ackerbauer oder Bäcker war, sondern Sohn eines Zimmermanns, verwendet er für seine Gleichnisse immer wieder Bilder aus der Welt des Getreideanbaus und des Brotbackens. Diese Metaphern waren den Menschen, insbesondere den Frauen, sehr vertraut, denn sie beschäftigten sich einen großen Teil ihres Tages mit dem Mahlen des Korns, Vergären des Teiges und Backen des Brotes.
Vom Korn zum Brot
Der mühsame Prozess des Kornmahlens war Aufgabe der Frauen. Bereits vor dem Morgengrauen begannen sie die Handmühle zu drehen, damit das Mehl ausreichend Zeit hatte, zu versäuern, um am nächsten Morgen gebacken zu werden. Vorher musste das Mehl aber noch gesiebt werden, um es von Sand und Schmutz zu befreien. Mehrmaliges Sieben entfernte auch noch die Kleie, so dass ein besonders feines Mehl entstand. Brote aus feinstem Weizenmehl waren das kostbarste was man kannte und wurde als Opfergabe in den Tempel gebracht. Dann allerdings ungesäuert.
Gesäuertes und ungesäuertes Brot
Besonders in den Evangelientexten rund um Ostern wird immer wieder der Begriff „ungesäuertes Brot“ verwendet. Was hat es damit auf sich?
Ungesäuertes Brot ist – wie der Name schon sagt – Brot ohne Sauerteig.
Es ist ein rituelles Nahrungsmittel des Judentums. Das Brot gilt als rein, weil darin Bakterien noch keine Gärprozesse in Gang gesetzt haben. Sauerteig jedoch befindet sich im Zustand der Gärung – und Dinge, die quasi am „Faulen“ sind, sind als heilige Opfergabe tabu.
Die Zusammensetzung ungesäuerten rituellen Brots muss exakt befolgt werden: Wasser und Weizenmehl; kein Salz, kein Zucker, kein Fett. Der Teig muss innerhalb von 18 Minuten zubereitet und im Anschluss sofort gebacken werden, um die natürlich einsetzende Gärung zu vermeiden.
Was hat das alles mit Ostern zu tun?
Das christliche Osterfest und die Kartage haben ihren Ursprung im mehrtägigen Pessachfest der Juden. Denn wegen des Pessach-Festes ging Jesus nach Jerusalem, wo er ans Kreuz genagelt wurde. Tod und Auferstehung Jesu fielen in die Pessach-Woche.
An Pessach erinnern sich Juden daran, dass Gott das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreit hat (Exodus). Laut Überlieferung blieb zum Backen von Sauerteigbroten als Proviant keine Zeit. Mehl und Wasser wurden in aller Eile zusammengeknetet und als dünne Fladen gebacken. Fertig war die Wegzehrung: Matze, „das Brot der Eile“. Wer es mal selbst versuchen möchte:
200g Mehl, 100g Wasser verkneten, ausrollen und bei 250 Grad auf dem Backstein ein paar Minuten Backen… und immer die 18 Minuten im Blick behalten!
Brot in der Bibel
An über 260 Stellen in der Bibel geht es um Brot. Und häufig geht es darum, dass jemand Brot gibt, erhält oder erbittet, um es mit jemandem zu teilen. Selten wird davon gesprochen, dass jemand allein Brot verspeist. Meist sind es mindestens zwei Personen. Brot steht somit als Sinnbild des Teilens.
Hier einige Bibelzitate, die vom Brotteilen erzählen
Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; 1Mo 18,5

Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. 2Mo 16,4


Gebt doch den Leuten, die mir folgen, einige Laibe Brot; denn sie sind erschöpft. Ri 8,5
Da bat er ihn: Komm in mein Haus und iss Brot mit mir! 1Kön 13,15
Kommt dem Fliehenden entgegen mit Brot für ihn! Jes 21,14
Wo sollen wir in dieser Wüste so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen satt zu machen? Mt 15,33
Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Mt 26,26
Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Joh 21,13
Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. Apg 2,46
Brot schenkt Gemeinschaft
Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot. 1Kor 10,17

Brot ist, neben Wein, eines der wenigen Lebensmittel, das von Menschenhand zubereitet wird und aus vielen identischen Bestandteilen besteht, nämlich den Körnern. Ein einzelnes Korn ist nutzlos gegen den Hunger. Erst wenn viele zusammengetan werden, entsteht etwas, das Wirkung hat. Ähnlich ist es bei den Trauben, die zu Wein vergären.
Wenn nun ein Laib Brot, der durch das Verarbeiten vieler Körnern zu einer Einheit geworden ist, wieder geteilt wird, dann sind alle, die davon essen, untereinander verbunden. Gemeinschaft kommt also deswegen zustande, weil man mit dem Gemeinschaft hat, dessen Brot man isst.
»Unser tägliches Brot gib uns heute«
Diese Bitte stammt aus dem Vaterunser, dem Gebet, das Jesus den Menschen gelehrt hat. Aber sind wir überzeugt davon, dass Gott für unser Brot sorgt. Bin ich wirklich überzeugt, dass Gott meine Bitte erhört hat, wenn ich ein frisches Brot aus dem Ofen hole? Bin ich überzeugt, dass Gott dafür gesorgt hat, dass die Auslage beim Bäcker um 18 Uhr immer noch eine reiche Auswahl bietet? Sind nicht fleißige und talentierte Menschen diejenigen, die uns unser tägliches Brot geben?
Vielleicht ist mit dieser Bitte um das tägliche Brot noch viel mehr gemeint.
Die Bitte um Talent und Fähigkeit, um überhaupt mein Brot zu verdienen.
Die Bitte um Menschen, die uns begleitet haben oder es noch tun, damit wir unser tägliches Brot erhalten. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch von Gott ein Talent erhalten hat, dass ihn oder sie befähigt (oder befähigen wird) sein/ihr tägliches Brot zu kaufen oder zu backen.


Quellen:
»6000 Jahre Brot«, Heinrich Eduard Jacob, Rowohlt, 1954
»Manna, Mehl und Sauerteig«, Klaus Berger, Quell Verlag, 1993
»Vom Brot - Geschichten und Besonderheiten eines Kulturguts«, Markus Reckewitz, Dort-Hagenhausen-Verlag, 2014
Bibel, Einheitsübersetzung, 2016
Kurzfilm »Warum die Matzenherstellung ein Wettlauf mit der Zeit ist«, Bayerischer Rundfunk
Back to Top